Zeichen für Frieden und Menschlichkeit

400 Menschen nehmen an der Mahnwache mit Friedensgebet auf dem Platz vor dem Hünstetter Rathaus im Ortsteil Wallbach teil
(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 07.03.2022 von Rolf Lettmann, Fotos und Video von Ingo Ostwald)

Knapp 400 Menschen versammelten sich am Samstag zu einer Mahnwache vor dem Hünstetter Rathaus in Wallbach. Mitglieder der Feuerwehren aus den Hünstetter Ortsteilen waren dabei zahlreich vertreten. Die Teilnehmer verteilten sich weitläufig um den Brunnen herum. Blau-gelbe Fahnen wurden geschwenkt. Auf Schildern forderten Bürger ein Ende des Krieges und Frieden für die Ukraine.

Vier Fackelträger aus den Reihen der Feuerwehren flankierten das Rednerpult, an dem Bürgermeister Jan Kraus (Hünstetter Liste) im Beisein der Ehrengäste die Mahnwache eröffnete und sein Erschrecken über den russischen Angriff auf die Ukraine in Worte fasste. Die sich ausbreitende Solidarität und Geschlossenheit mache Mut und gebe Hoffnung. „Wir haben uns hier zusammengefunden, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen – für Frieden, für Solidarität und für Menschlichkeit. Und was ganz wichtig ist: Wir können und dürfen dies!“ Kraus bat die Menschen um Unterstützung – von Spenden bis hin zur Aufnahme von Geflüchteten. Die Gemeinde Hünstetten habe bereits begonnen, Unterkünfte zu suchen.

Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) zeigte sich anschließend entsetzt über die erfolgte russische Invasion mit ihren gezielten Angriffen auf die Zivilbevölkerung der Ukraine. „Herr Putin, beenden Sie diesen Krieg!“, forderte er. „Die einzige Bedrohung, die von der Ukraine aus für Russland, insbesondere für den russischen Machthaber, ausging, war ihr Streben nach Demokratie und ihr Wunsch nach einer Anbindung an das freie, vereinte Europa.“ Beuth habe großen Respekt vor dem mutigen Kampf der Ukrainer. „Sie kämpfen für Europa.“ Die Waffenlieferungen, die Sanktionen und die Ertüchtigung der deutschen Verteidigungsbereitschaft seien richtig, auch wenn es ein Stück unseres Wohlstandes kosten werde.

Landrat ist überwältigt von Solidarität der Menschen

Landrat Frank Kilian (parteilos) bekräftigte die Worte seines Vorredners. Und er zeigte sich überwältigt von den Solidaritätsbekundungen, die er in diesen Tagen im Rheingau-Taunus-Kreis erlebe. Aber der Flüchtlingsstrom werde anders als vor sechs oder sieben Jahren sein. Er appellierte an die Bürger: „Dosieren Sie Ihre Hilfsbereitschaft so, wie sie benötigt wird. Was momentan nicht sehr hilfreich ist, sind ungeplante, massenhafte Sammlungen von Gütern, die die Transportwege nachher verstopfen und nicht zielgerichtet zugeleitet werden können.“ Spenden für die Menschen, die zu uns kommen, oder Geldspenden seien hilfreicher.

Der Wallbacher Ortsvorsteher Christoph Paul brachte ein bildliches Beispiel dafür, dass Frieden vor allem in unruhigen und schwierigen Umgebungen Hoffnung gebe.

Roman Scharwächter-Bohr geißelte aus der Sicht eines Juden Putins Aktionen in all ihren Lügen und Verbrechen. Der Vergleich mit Hitlers Einmarsch ins Sudetenland 1938 dränge sich förmlich auf, und Scharwächter-Bohr untermauerte das mit einer adaptierten Geschichte von Kurt Tucholsky. Anschließend sangen alle gemeinsam das Friedenslied „Shalom Aleichem“.

Für die Schüler der IGS Wallrabenstein brachten die Schülervertreter Wyatt Rühl, Jeana Sommer, Colin Zäch und Raik Gelbe die Gedanken und die Solidarität zum Ausdruck. Eine Schweigeminute schloss sich an, bevor Pastoralreferentin Marlene Wynands von der katholischen Gemeinde St. Martin Idsteiner Land und, stellvertretend für alle in Hünstetten beheimateten evangelischen Gemeinden, Pfarrerin Elisabeth Heilmann aus Strinz-Trinitatis das Friedensgebet sprachen.

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