Demo in Wiesbaden
(Bericht von der Homepage der GEW Hessen vom 16.06.2015)
"Wir lassen uns nicht abhängen – Gegen die
Abwertung unserer Arbeit": Unter diesem Motto hat die GEW Hessen zu
einem landesweiten eintägigen Streik der verbeamteten
Lehrerinnen und Lehrer aufgerufen.
Rund 6.000 Kolleginnen und Kollegen legten heute die Arbeit nieder. Die
meisten von ihnen machten sich am Morgen mit Bussen und Bahnen auf den
Weg nach Wiesbaden. Dort demonstrierten sie gegen die Absicht der
Landesregierung, das im April ausgehandelte Tarifergebnis (2,0 Prozent
für 2015 und weitere 2,4 Prozent für 2016)
für die Landesbeschäftigten nicht auf die Beamtinnen
und Beamten zu übertragen. Diesen will sie stattdessen
zunächst eine 18-monatige
Nullrunde verordnen. Anschließend soll die Beamtenbesoldung
jährlich lediglich um 1 Prozent steigen.
Zur Kundgebung in Sichtweite des Landtags trafen sich die
Streikenden
mit in den anderen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes
(ver.di, GDP und IG BAU) organisierten Landesbeschäftigten. Im
Rahmen des Aktionstags des DGB beteiligten sich auch Eltern,
Studierende, Schülerinnen und Schüler und Mitglieder
aus anderen Gewerkschaften an dem Protest.
Vor mehr als 7.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erklärte
der GEW Landesvorsitzende Jochen Nagel: "Wir fordern die
Landesregierung auf, umgehend das Tarifergebnis auf die hessischen
Beamtinnen und Beamten zu übertragen – so wie das in
allen anderen Bundesländern auch geschieht. Außerdem
fordern wir die Reduzierung der Pflichtstunden aller
Lehrkräfte um eine Stunde, wie es der bereits 2009
abgeschlossene Tarifvertrag vorsieht.
Statt die ständig wachsenden Anforderungen an die
pädagogischen Aufgaben in den Schulen anzuerkennen, versucht
die Landesregierung mit ihrer Politik die Arbeit der Lehrerinnen und
Lehrer dauerhaft abzuwerten. Lasst uns gemeinsam diese Pläne
durchkreuzen."
Den Lehrkräften, die heute streiken sprach Nagel seine
"allergrößte Hochachtung" aus. "Ich weiß,
es ist nicht immer einfach, an so einem Tag die Arbeit nieder zu legen
und den Unterricht zu verweigern. Für mich seid ihr die wahren
Profis, die gerade weil ihr eure Arbeit ernst nehmt
– trotz kultusministerieller Drohungen mit Missbilligungen
– gegen die systematische Abwertung eurer Arbeit und
für Bedingungen kämpft, bei denen wirklich
professionelle Arbeit erst möglich wäre. In diesem
Sinne seid Ihr sicher die besten Vorbilder für eure
Schülerinnen und Schüler."
Als "unerträglich und verlogen" bezeichnete Nagel, "wenn die
Schwarz-Grüne-Koalition auch noch versucht ihre Politik der
Abwertung eurer Arbeit als generationengerecht zu bezeichnen. Diese
Abwertung der Arbeit mit jungen Menschen ist und bleibt
generationenungerecht und sie ist eine Missachtung dessen, was ihr
täglich mit euren Schülerinnen und Schülern
an Arbeit leistet." Denn vor der Wahl habe habe man sich "mit
völlig anderen Aussagen Stimmen erschlichen".
Die GEW wolle das Recht auf gute Bildung für alle und wisse:
Zur Verwirklichung dieses Rechts gehörten unabdingbar
wesentlich bessere Bedingungen für die Lernenden und
für die Lehrenden. Wer Bildungsarbeit abwerte, werte Bildung
insgesamt ab.
Nagel: "Das Geld für einen handlungsfähigen
Sozialstaat ist da. Die Steuereinnahmen dieses Landes sprudeln, wie
lange nicht mehr. Wir leben in einer der weltweit reichsten Regionen.
Und durch eine sozial gerechte Steuerreform wäre es
möglich, die sozialen öffentlichen Aufgaben dauerhaft
finanziell abzusichern."